Umwendung


 

Es ist eher selten, dass man auf Gegenliebe stößt, wenn man sagt, dass einem der Herbst besonders lieb sei. Geht man jedoch noch weiter und bekennt, sich im Herbst vor allem auf den November zu freuen, so erntet man, je nachdem, ablehnende oder sogar sorgenvolle Blicke.
   Doch welch ein Finale spätherbstlicher Farbenschönheit entfaltet alljährlich das erste Novemberdrittel: die Birken, die Lärchen, die Ahorn-, die Gingkobäume... Wie hell ist dieses Sterben, wie leicht lösen sich die Blätter von den Zweigen nach einer Frostnacht. - Und wenn das Laub dann (endlich) herabgefallen ist, wie tut es gut, die so charakteristischen Winterbäume, die Baumgestalten wieder zu sehen, den Verläufen der Äste, der Zweige folgen zu können - und schließlich: diese so stille Umwendung wieder zu vollziehen, vom Vergangenen zum Zukünftigen, indem der Blick an den Enden der Zweige nun nicht mehr auf das Sterbende, das alt gewordene Laub trifft, sondern auf das Zukünftige, die Knospen!

 

(aus: 'Bäume - Gedichte, Tagebuchgedanken und Fotogrtafien')

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Marianne (Mittwoch, 05 Dezember 2012 17:25)

    Deine Worte, deine Bilder müssten doch jetzt eigentlich auf dem Gesicht all jener Menschen ein Lächeln hervorzaubern, die meinen, unter dem November-Blues zu leiden.
    Berührender kann man die Vorzüge des späten Herbstmonats kaum beschreiben.

  • #2

    Hartmut Lux (Donnerstag, 06 Dezember 2012)

    Morgen folgt noch (fast) eine Geschichte.