Ein kleines großes Geschenk

Gestern Morgen ging ich in einem öffentlichen Kräutergarten spazieren. Betrachtete die von den nächtlichen Gewittern noch regennassen Blüten, die schon hochroten Beeren der Eberesche am Rand des Gartens und sah in einer Sonnenminute einem Kleinen Kohlweißling zu, wie er über Blättern der Kapuzinerkresse flog, als wolle er Eier ablegen.

   Als er sich ein wenig entfernte, ging ich hin und untersuchte die Blätter auf mögliche frühere Eiablagen. - Wir konnten in diesem Sommer noch keine Schmetterlingsentwicklung zuhaus miterleben, hatten nirgendwo Raupen gefunden. Würde ich hier nun Eier entdecken? Eines wenigstens? - Nachdem ich jedoch alle Blätter und auch ihre Unterseiten abgesucht hatte, wusste ich: Nein, auch hier würde ich nicht fündig.

   Wie ich aber noch so vor der Kapuzinerkresse hockend die Blätter ansah, kehrte der Kleine Kohlweißling zurück, flog über meine Schulter herein und landete just auf dem Blatt, das ich gerade anblickte: und legte auf seiner Oberseite ein Ei ab! (Ich sah es aus dem Hinterleib hervorkommen). Dann flog er sogleich weiter.

   Nun steht das Blatt in einem Gläschen auf meinem Schreibtisch – mit dem geschenkten wunderwinzigen Ei.