Bewusstseinsprozesse im Jahreslauf


 

 

 

Im Sommer bin ich ein anderer Mensch als im Winter. - Mancher empfindet  eine solche Aussage als banal, sie ist ihm selbstverständlich; es gibt jedoch auch Menschen, die nicht wissen, wovon ich da rede. Sie bemerken, beachten es nicht.

   Wendet man von Jahr zu Jahr ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf die Beobachtung des eigenen Seelenlebens, so kann auffallen: Vom Frühlingsbeginn bis etwa Ende Juli verbindet sich das Seelenleben stark mit dem Naturgeschehen; ab August beginnt es jedoch diese Verbindung wieder zu lösen, und ab September erwacht es vermehrt zu sich selbst, ein Vorgang, der sich bis in den Winter fortsetzt.

   Besonders interessant sind drei Wochen - zwischen Lösung und Erwachen - von Mitte August bis zu dem Tag, an dem man auch sagt, dass die Schwalben fortziehen: dem 8. September. Wobei der 8. September im Christentum als Tag Mariae Geburt gefeiert, der 15. August hingegen als Todestag der Maria begangen wird; und Maria ja bekanntlich auch als Bild der menschlichen Seele verstanden werden kann. - In diesem Zeitraum wurden im alten Griechland die Mysterienfeste der Demeter gefeiert.

 

In diesen Tagen verpuppen sich bei uns viele Schmetterlingsraupen, die wir aus der Schweiz mitgebracht haben. Es wäre lohnend, zu erzählen, inwiefern die Raupe ein Bild für das naturverbundene 'Sommerbewusstsein' sein kann, der Falter hingegen ein Bild für das freigewordene Selbstbewusstsein. Zwischen ihnen gibt es den geheimnisvollen Puppenzustand, in dem sich vieles grundlegend ändert (während ich diese Sätze schrieb, hat sich an einem Zweig, der auf meinem Schreibtisch steht, wirklich die unten abgebildete Raupe verpuppt).

 

 

 

Das Puppenfoto stammt von einer Raupe, die sich vor wenigen Tagen bereits verpuppte
Das Puppenfoto stammt von einer Raupe, die sich vor wenigen Tagen bereits verpuppte

 

 


 

 

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Yvonne (Sonntag, 14 August 2011 19:03)

    Grossartig! Fragen die so lebendig zu "befragen" sind!