Friedrich Schnack schreibt in ‚Im Wunderreich der Falter‘ über den Apollo (erschienen 1930):

 

'Der reine Augenspiegelfalter! Wenn ich an Sommertagen auf den hohen Steigen der Berge stehe und über die Geröllfelder und Zwergföhren in die Tiefe hinunterschaue, wo die silberne Ader der Salzach blitzt und die Wiesen und Felder wie Spielzeuggärten im Glanz des engen Tals schimmern, dann weht der Apollo langsamen Flugs an mir vorüber mit den blinkenden Feuersiegeln. Nah am Gestein sucht er seinen luftigen Weg, wo die Türkenbundlilie blüht und die gesellige Berglilie auf feinen Rispen ihre bienengroßen sylphenhaften Blüten wiegt. Er folgt den Duftbändern, vom Bergwind den Blumen entführt. Er begleitet mich; leicht und frei schwebt er, gleich der Luft und der Seele, die sich emporschwingt ins Weltall. Ich raste und er rastet, vielleicht ist es ein neuer Apollo, der rastet: einer fliegt und ein anderer rastet, sich niederlassend auf ein prangendes Honigpolster. Der weiße Berggeist breitet im Saugen die Schwingen, und ihre großen Geheimnisaugen leuchten voll Welterstaunen. Bis an das hohe Felsentor, hinter dem die Eisriesen schlafen, umgaukelt er mich. Ehe ich in den kalten, mitternächtigen Luftstrom des Bergkellers eintauche und in die Kristallkammern und Kristallschlösser des Winters, der sich mit gefrorenen Wasserstürzen und Eistürmen in das Herz des Gebirges zurückzog, sehe ich noch einmal nach meinem Apollofalter, wie er, auf der blauen Scheibe des Himmels seine Schleife zieht, gleich einer weißen Erinnerungsschrift des Lichtes.'